Hallo Andy,

Sorry für das recht kurze Feedback zur zweiten Reso, hier nochmal ausführlicher:

Diese Beschlussvorlage baut auf sehr vielen Thesen auf, die unserer Ansicht nach nicht ausreichend begründet sind.

Schon in der Einleitung wird zum einen die Behauptung aufgestellt, das sich Studierende von den Hochschulen entfernen (woran wird das festgemacht und was soll “entfernen” in diesem Kontext überhaupt bedeuten; geht es darum, das die Gebäude nicht betreten werden?) zum anderen wird dieser Effekt in eine Korrelation mit dem Wiederbeginn des öffentliches Lebens gesetzt, ohne das hier eine nachvollziehbare Begründung dieser These erfolgt. Wie verursacht der nun wieder mögliche Besuch eines Friseurs oder eines Biergartens die Entfernung von Studierenden von der Hochschule?
Gegenthese: Gerade die Öffnung von Restaurants, Cafés und Biergärten schafft wieder eine Nähe der Studierenden zu sich und der Hochschule, weil ihnen so eine Plattform zum offenen Austausch geboten wird.

Diese Gegenthese ist natürlich genauso unhaltbar wie die Originalthese des Autorenteams.

Nun zu den einzelnen Punkten der Forderungen im ersten Teil:

  1. Ja, das unterstützen wir.
  2. Warum ist es nicht genug perfekt realisierte Online-Lehre anzubieten? Wie ist denn dieses “genug” definiert? Und wer legt das fest? Und sollte nicht die Auswertung aus 1. erstmal feststellen, ob hier ein Defizit vorliegt, statt das Ergebnis a priori festzulegen? Hier ist wieder eine nicht belegte These, die als Argument herhalten soll, das Präsenz unabdingbar sei. Zumindest für den Arbeitsmarkt gibt es Umfrageergebnisse, die nahelegen, das Präsenz kein so großer Faktor ist, siehe hier[1].
  3. Diese Formulierung impliziert, das nicht an solchen Maßnahmenkatalogen gearbeitet wird. Hochschulverwaltungen, die – teils seit Wochen oder gar Monaten – an der Möglichkeit der Öffnung arbeiten werden sich wahrscheinlich fragen, was diese Forderung soll, unterstellt sie doch Untätigkeit.[2]
Zu den Fragen im Zweiten Teil: Das sind gute Fragen, die auch leider immer Gültigkeit haben. Für uns ist die zweite Frage allerdings zu unklar; bezieht sie sich auf Nachfragen in Vorlesungen oder doch auf mehr? Wir wünschen uns dort eine genauere Beschreibung.

Anmerkung von Jörg:
Ich würde die Klärung der Fragen lieber als kontinuierlichen Prozess wahrnehmen und eine Art Selbstverpflichtung der Hochschule fordern, das diese Aspekte wichtig sind, das auf deren Lösung hingearbeitet wird, aber vor allem auch ständig evaluiert wird, ob und wo bei den Maßnahmen noch Verbesserungsmöglichkeiten bestehen.

In der Forderung wird nach einer Antwort verlangt, der kontinuierliche Prozess kann eine Antwort sein, aber eine spezielle Antwort kann z.B. auch sein: »In der Erstsemesterinformation steht nun “Bildet Lerngruppen” drin«. Meine Befürchtung hier ist, das so etwas genutzt wird, um jede weitere Diskussion darüber mit dem Hinweis auf die getroffene Maßnahme abzuwürgen.
Die Forderung nach einem abgeschlossenen Vorgang sehe ich deshalb kritisch.


Der vorletzte Absatz ist eine Dopplung des letzten Absatzes der “Analyse & Pathos” Reso, hier nur im Aktiv statt im Passiv formuliert und mit Beispielen aus nicht-Physik Fachbereichen angereichert. Wenn beide Resos gleichzeitig verschickt würden ist das nicht sinnvoll.

Anmerkung von Jörg:
Ich persönlich finde die Methode der positiven Bestärkung, die im “Analyse & Pathos” verwendet wurde, erfolgsversprechender, weshalb ich sie vorziehe und hier den Absatz ersatzlos streichen würde. Die Plattform Passage hat den charmanten Vorteil, das sie auch sehr gut zum Schaffen eines Dialoges passt.


Im letzten Satz wird wieder voraus gesetzt, das es keine Plattformen gibt, eine Ergänzung das bestehende Plattformen gestärkt und unterstützt werden sollen wäre deshalb wünschenswert.

Liebe Grüße,
Jens für den FSR Physik Siegen

[1] Die Eset Umfrage selbst scheint leider immer noch nicht veröffentlicht zu sein.
[2] Sollte dieses Schreiben als Resolution veröffentlicht werden und dabei diese implizite Unterstellung nicht entschärft werden, möchten wir bitten das die Uni Siegen für diese Reso von der Adressatenliste genommen wird. 

Am Mi., 1. Juli 2020 um 20:28 Uhr schrieb Andreas Drotloff <andreas.drotloff@stud-mail.uni-wuerzburg.de>:

Hallo Jens,

vielen Dank für euer Feedback! Zum besseren Verständnis würde ich mich freuen wenn ihr die Kritik an der "konkret relevant" Version noch ein bisschen ausführen könntet.

Sind euch die genannten Forderungen (also Wiederaufnahme des Präsenzbetrieb, Positionierung zu gesellschaftlichen Themen, Dialog über die genannten didaktischen Herausforderungen) nicht konkret genug? Gerade die erste Forderung erscheint mir ziemlich konkret, auch wenn man inhaltlich sicher unterschiedliche Meinungen zu dieser Frage haben kann.

Das Problem mit der fehlenden Begründung zu der genannten Aussage über Online-Lehre ist aus meiner Sicht etwas, das in der Sitzung nochmal diskutiert und ggf. verbessert werden kann.

Viele Grüße
Andy

Am 01.07.2020 um 18:53 schrieb Jens Borgemeister:
Hallo zusammen,

Wir haben gerade auf unserer FSR Sitzung über die beiden Resos geredet.

Die Reso "Aus der Krise lernen - Perspektiven für Hochschulentwicklung Version „Analyse & Pathos“  " finden wir gut, hätten aber folgende Änderungsvorschläge:
  • Worte in Klammern (2. Absatz "sogar" und "nukleare" bei Abrüstung im vorletzten Absatz) streichen, das liest sich nicht gut
  • Ebenso im vorletzten Absatz entweder Ungerechtigkeit oder soziale Ungerechtigkeit streichen, das ist sonst doppelt
  • Krieg und Abrüstung durch Friedensforschung zu ersetzen macht die Reso vielleicht konsensfähiger

Die Version „Konkret relevant“ lehnen wir ab, da uns hier konkrete Forderungen fehlen und Aussagen wie "... selbst perfekt realisierte Online-Lehre nicht genug ist" begründet werden sollten.

Liebe Grüße,
Jens aus Siegen

Am Di., 30. Juni 2020 um 14:57 Uhr schrieb Andreas Drotloff <andreas.drotloff@stud-mail.uni-wuerzburg.de>:

Hallo liebe ZaPFika,

hiermit darf ich euch herzlich zur nächsten StAPF-Sitzung einladen. Diese wird am Samstag, den 11.07. um 11:00 stattfinden. Die vorläufige Tagesordnung findet ihr im Wiki [1], genauso wie das Protokoll der letzten Sitzung [2]. Wie immer nutzen wir Mumble [3].

Wie angekündigt werden wir uns auf dieser Sitzung erneut mit dem Antrag zur Hochschulentwicklung befassen. Die Überarbeitung hat dazu geführt, dass der Antrag in zwei Beschlussvorlagen aufgeteilt wurde, die vorläufig mit "Konkret relevant" und "Analyse&Pathos" betitelt sind. Über die beiden Texte, die ihr im Anhang findet, werden wir getrennt entscheiden. Auf der letzten Sitzung wurde außerdem bereits beschlossen, dass dieses Mal auf jeden Fall eine Entscheidung getroffen wird und danach keine weitere Überarbeitungsphase stattfindet.

Die Antragstexte sind inhaltlich final, Änderungen an Formulierungen sind (in einem vertretbaren Umfang) auf der Sitzung noch möglich. Bitte besprecht sie in euren Fachschaften und lasst uns eure Position zukommen, damit der StAPF eine fundierte Entscheidung treffen kann!

Die Antragsteller*innen haben außerdem eine Begründung geschrieben, die wir an euch weiterleiten sollen - ihr findet sie unten, genau wie die Adressat*innen der beiden Texte.

Viele Grüße
Andy aus dem StAPF

[1] https://zapf.wiki/StAPF18,6:Sitzung02
[2] https://zapf.wiki/StAPF18,6:Sitzung01
[3] https://zapf.wiki/Mumble_Voice-Chat

Begründung der Anträge:

"Große Teile der am letzten Reso-Entwurf geäußerten Kritik zielen auf die eine oder andere Weise darauf, dass der Text zu sehr springe, zu wenig klar sei, worauf er hinaus wolle usw. vor diesem Hintergrund sind wir beim Schreib-AK am Samstag der Frage nachgegangen, was eigentlich die einzelnen Bestandteile sind, die im Text stecken und deren Bezug offenbar nicht klar genug ist. Aus unserer Sicht sind das:

1. Analyse, was an den Hochschulen in der Krise eigentlich geschehen ist und noch immer geschieht, welche grundsätzlichen Prioritätensetzungen sich gegenüberstehen, was die großen Linien hinter den verschiedenen an allen Hochschulen unterschiedlichen Detailkontroversen sind.
2. Analyse, dass es sich dabei um schon lange existierende Grundauseinandersetzungen handelt, in denen nun aber Entscheidungen gefällt werden.
3. Kritik an bestimmten "Seiten", insbesondere an der Prüfungsfixierung.
4. (ein bisschen pathetisch) dafür mobilisieren, in dieser Entscheidungssituation die Fäden selbst in die Hand zu nehmen
5. Positionierung für einen Aufbruch, der statt Prüfungsfixierung in zwei Dingen besteht:
  - Hochschuldidaktischen Herausforderungen stellen, anstatt mit Prüfungsdruck das vermeintliche Funktionieren einer geht-so-Lehre zu erzwingen.
  - Die gesellschaftliche Relevanz des eigenen Wirkens an den Hochschulen nicht verleugnen, sondern befürworten und streitbar ausbauen.
(Dies muss einhergehen mit einer eigenen Positionierung, "denn es gibt nichts Gutes, außer man tut es" (Kästner). Aufgegriffen sind dabei Punkte, zu denen die ZaPF bereits Positionen hat und solche, zu denen sie noch keine hat, die aber gerade besonders aktuell sind.) Aufgegriffen sind dabei zum einen Punkte, zu denen sich die ZaPF bereits positioniert hat, andererseits aber auch besonders aktuelle (Punkte), zu denen eine Positionierung noch fehlt/aussteht.
6. Herausarbeiten, dass die beiden vorigen Punkte zwei Seiten derselben Medaille sind.
7. Andeuten, wo man mit diesem Aufbruch loslegen kann

Damit der Bezug zwischen diesen Punkten expliziter und weniger voraussetzungsvoll wird, der Text sich aber auch nicht wiederholt oder sehr lange erklärt, schien es uns hilfreich, diese 7 Punkte konsequent auseinander zu ziehen, zumal es sicher innerhalb der ZaPF auch verschiedene Einschätzungen gibt, worauf es im Allgemeinen und gerade jetzt aktuell besonders ankommt.

Dabei herausgekommen sind zwei Resoentwürfe:
- Die Reso "Analyse & Pathos" fokussiert sich auf die Punkte (1) bis (4) und wurde nochmals grundsätzlicher (= weniger an den Symptomen) gefasst. Sie hat damit mehr die Funktion "Aufarbeitung und Einordnung von Verwirrung, Ärger, Freude unnd Überforderung, daraufhin, den Drive zu entwickeln, sich vor Ort zusammenzutun, Souveränität zu entwickeln, Unfug auslachen zu können, die kleinen Blumen am Wegesrand zu entdecken und gemeinsam Pläne zu schmieden."
Adressat*innen sind: fzs, BuFaTas, LAKs, StudentsforFuture, Gewerkschaften, Personalräte, KFP
- Die Reso "Konkret relevant" fokussiert sich auf die Punkte (5) bis (7) und geht im Punkt (7) über das Andeuten hinaus und wird wesentlich konkreter. Sie ist mehr "hands on" gedacht, für Menschen, die im Handgemenge stecken oder sich bereits entschieden haben, sich reinzustürzen; ein Vorschlag, wo man anfangen sollte."
Adressat*innen sind: Dekanate, Asten, Gremien

Beide Entwürfe sind explizit keine Forderungen an sog. Entscheidungsträger*innen, sondern von der Überzeugung getragen, dass alle sich jeden Tag entscheiden – nämlich ob wir selbst die Dinge in die Hand nehmen oder abwarten, und was dabei überhaupt angestrebt wird."



_______________________________________________
ZaPF-List mailing list -- zapflist@zapf.in
To unsubscribe send an email to zapflist-leave@zapf.in

_______________________________________________
ZaPF-List mailing list -- zapflist@zapf.in
To unsubscribe send an email to zapflist-leave@zapf.in