Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem Bundesbildungsministerin Karliczek letzte Woche einen KfW-Darlehen als Lösung für die Corona-bedingten Geldsorgen der Studierenden vorgestellt hat, kommt nun heraus, dass der Kredit eine Mogelpackung ist.
Lesen Sie mehr über die Kritik an der Kreditlösung der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) und vieler anderer Studierendenverbände in unserer gemeinsamen Pressemitteilung unten oder im Anhang. Für Rückfragen erreichen Sie uns unter 0176 81974256 oder unter sprecherinnen@kss-sachsen.de.
+++ Pressemitteilung +++
Staat verdient an Studierenden in Not
Anja Karliczek verschweigt Darlehen-Details auf Kosten der
Studierenden
Nach wochenlangem öffentlichem Druck präsentierte Anja Karliczek
letzte Woche ein KfW-Darlehen als große und neue Lösung für die
Corona-bedingten Geldsorgen der Studierenden. Nach und nach kommt
nun heraus: Es handelt sich um eine Mogelpackung. Den
Studienkredit der KfW-Bank gibt es schon seit 2006 - die
Bedingungen zur Aufnahme dafür werden in der Krise nicht
angepasst.
"Das von Frau Karliczek vorgestellte Modell zeichnet sich
angeblich durch Zinsfreiheit aus. Das stimmt aber tatsächlich
nicht!" ärgert sich Amanda Steinmaus vom studentischen
Bundesverband fzs. "Nur im ersten Jahr übernimmt der Staat
die anfallenden Zinsen. Danach fallen auf den gesamten Betrag des
Darlehens ganz normal Zinsen an."
Katrin Lögering vom Landes-Asten-Treffen NRW (LAT NRW)
rechnet exemplarisch für eine Auszahlungsphase von 12 Monaten vor:
"Die Zinsen, die der Bund in diesem einen Jahr bis zum März 2021
übernimmt, betragen maximal 152,65 €. Die Zinslast, die sich
danach bis zur Abzahlung des Kredits (inklusive der rund 500€
Zinsen während der 18-monatigen Karenzphase) anhäuft, muss von den
Studierenden getragen werden - Dabei handelt es sich um 3631,95 €
Zinsen bei einer Tilgungsrate von 50€ im Monat nach der
Karenzphase und damit um eine Gesamtzinslast von rund 4100€. Je
schlechter es den Studierenden finanziell geht, desto höher die
Zinslast - auch in der Krise!"
"Auch ansonsten scheinen die normalen Konditionen eines
KfW-Studienkredits zu gelten. Das bedeutet insbesondere, dass die
Rückzahlung nach 1,5 Jahren, also meist schon während des
Studiums, beginnt", ergänzt Nathalie Schäfer, Sprecherin des
Bundesausschusses der Studentinnen und Studenten der GEW (BASS).
"Für Studierende, die den Weg in die Schulden wagen, wird es so
nach der Krise kaum möglich sein, normal zu studieren - wenn sie
nicht sogar aufgrund der Schulden ihr Studium abbrechen. Andere
Studierende werden vor den Schulden zurückschrecken und schon
jetzt das Studium abbrechen."
Paul Senf, Sprecher der Konferenz Sächsischer
Studierendenschaften (KSS), erklärt: "Nicht nur die
Konditionen des KfW-Kredits sind problematisch. Auch die
Voraussetzungen dafür bleiben unverändert. Das heißt, Studierende
über dem 10. Semester oder Studierende, die einen anderen
Studienkredit noch nicht abbezahlt haben, bekommen keinen Kredit
als "Überbrückungshilfe" in Zeiten von Corona.
Dadurch fallen viele betroffene Studierende weiter durchs Raster.
Damit bricht Ministerin Karliczek ein weiteres Versprechen, dass
allen Studierenden in Not geholfen wird."
Die zunächst verschwiegenen Details sind jedoch nicht der
alleinige Kritikpunkt, sagt Vanessa Gombisch vom Bundesverband
ausländischer Studierender (BAS): "Die Darlehenslösung an
sich ist hochproblematisch. Insbesondere internationale
Studierende stehen vor einer unmöglichen Aufgabe. Sie sollen sich
verschulden, um die Krise zu überstehen. Nach der Krise sind sie
faktisch gezwungen, mehr zu arbeiten als es ihnen gesetzlich
erlaubt ist. Sie müssen dann ja den Kredit abbezahlen und zugleich
Miete und Essen finanzieren. Das geht nur, indem sie ihren
Aufenthaltsstatus riskieren, um ihn zu behalten - paradox."
Die Höhe des ebenfalls angekündigten Nothilfefonds ist ungeeignet,
um die vielen Probleme mit der Darlehenslösung aufzufangen. Jonathan
Wiegers, Sprecher der Brandenburgischen Studierendenvertretung
(BRANDSTUVE), dazu: "Wir gehen von etwa 750.000 Studierenden
in finanziellen Notlagen aus. Selbst wenn nur ein kleiner Teil
davon, beispielsweise 125.000 Menschen, eine Zahlung aus dem Fonds
erhielte, entspräche das pro Person einer Einmalzahlung in Höhe
von 800 €. Das reicht knapp für einen Monat. Es ist also nicht
einmal genug, um die aufgebauten Schulden aus den vergangenen
beiden Monaten auszugleichen."
Die KSS vertritt als gesetzlich legitimierte
Landesstudierendenvertretung alle 108.000 Studierenden an
Sachsens staatlichen Hochschulen.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Sprecher der KSS:
Lukas Eichinger - 0157 72170922 und Paul Senf - 0176 81974256
Die Pressemitteilung finden sie online hier.
Sprecher der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften Konferenz Sächsischer Studierendenschaften c/o StuRa der Universität Leipzig Universitätsstraße 1 04109 Leipzig Mail: sprecherinnen@kss-sachsen.de Tel.: 0176 81974256