Sehr geehrter Herr Rincke,

vielen Dank für die abermalige Zusendung Ihres Antwortbriefes. Nach Rücksprache mit den bisherigen Verantwortlichen dieses Themengebiets und des Arbeitskreises möchte ich zu folgendem Absatz Stellung beziehen:

Ihr Text rekurriert auf ein bestehendes Verhältnis zwischen der Vermittlung der Anwendung und der Weiterentwicklung der Fachdidaktik, das Ihrer Meinung nach zu verändern sei. Wir möchten fragen, worin sich Ihrer
Meinung nach dieses bestehende Verhältnis manifestiert, woran es also ablesbar wäre, sodass wir Ihre Einschätzung besser nachvollziehen können.

Unserer Erfahrung nach ist das Verhältnis zwischen der Forschungs- und der Lehrtätigkeit an den didaktischen Instituten/ Fachbereichen/ Abteilungen stark unterschiedlich. Wir quantifizieren das im Wesentlichen, wie in unserer aktuellen Einladung formuliert, anhand der :

Unsere Forderung zielt nicht auf eine Zurückstellung der Forschungstätigkeit ab, betont aber, dass aus unserer Sicht die Sicherstellung und vollständige Durchführung des erforderlichen Lehrprogramms im weiteren Sinne oberste Aufgabe der entsprechenden Fachbereiche sein sollte. Dies ist leider an einigen Universitäten aus studentischer Sicht nicht der Fall.
Insbesondere ist schon häufiger von unserer Seite aus der Wunsch nach einer/ mehr fachdidaktischen Betreuung bereits in den allgemeinen Schulpraktika, zusätzlichen nicht-Pflichtveranstaltungen, insbesondere Workshops/ Seminaren [2] und fachdidaktischen Summer Schools hervorgebracht worden.

Begründen möchten wir das damit, dass eine Unterbrechung oder Einschränkung der Lehrtätigkeit durch die verantwortlichen Hochschullehrer und -dozenten einen wesentlich größeren und akuteren Impakt auf die Lehrerausbildung hat als eine gleichgeartete Einschränkung der Forschungstätigkeit.
Die Einschränkungen als solche sind selber natürlich nicht wünschenswert, aber häufig durch mangelnde personelle und/ oder materielle Ressourcen unabdingbar.

Ich möchte des Weiteren noch kurz auf folgende Eingabe Ihrerseits eingehen:
Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass in der Regel über die Promotion hinausgehende Leistungen in
Forschung und Lehre zur Voraussetzung für die Besetzung einer Professur gemacht werden (Habilitation, habilitationsäquivalente Leistungen).  [...] Ein solcher Hintergrund muss aber, wenn er für die universitäre Lehre fruchtbar werden soll, durch eine mehrjährige Phase der wissenschaftlichen Reflexion begleitet werden, die über eine Promotion hinausgeht.
Selbstverständlich! Aber gerade vor diesem Hintergrund sehen wir auch die Ausschreibung von Juniorprofessuren als geeignetes Mittel [3], offene Stellen zu besetzen und eine Möglichkeit zu schaffen, diese wissenschaftliche Reflexion und Fortbildung zu leisten. Wir würden ungern aus reiner Tradition auf klassischen Berufungen/ akademischen Lebensläufen bestehen; ohne aber natürlich Altbewährtes allzu leicht über Bord werfen zu wollen.

Ich hoffe, ich konnte einige der unklaren Punkte erläutern.

Viele Grüße,
Niklas Donocik

- Aufgabenbereich Lehramt, Co-Sprecher -
Ständiger Auschuss aller deutschsprachigen Physikfachschaften

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[1] sofern diese von mehreren Akteuren in mehr oder minder freiwilligen Maße verantwortet wird; das ist im Wesentlichen in den nicht-fachbezogenen (=allgemeinen) Schulpraktika der Fall.
[2] zum Beispiel zu den Themen der Visualisierung, der Aufgabenerstellung und des Einbringens aktueller Forschungsergebnisse in den Unterricht. Hieran wird an vielen Lehrstühlen geforscht, aber leider zu wenig gelehrt!
[3] dass mit dem Thema der Juniorprofessur noch viele weitere Probleme verbunden sind, ist uns durchaus bewusst.

Am 13.07.2017 um 01:27 schrieb Karsten Rincke:
Sehr geehrter Herr Donocik,

für Ihre Nachricht und Einladung vom 09.07.2017 danke ich Ihnen! Auch
von unserer Seite möchte ich zum Ausdruck bringen, dass wir den
Austausch mit Ihnen sehr schätzen.
Im Januar hatte ich Ihrem Ausschuss im Namen des Vorstands der GDCP
einen Brief zukommen lassen, der bislang unbeantwortet ist (nochmals im
Anhang zu dieser Nachricht).
Selbstverständlich schätzen wir den persönlichen Austausch. Gleichzeitig
möchte ich mir den freundlichen Hinweis erlauben, dass wir auch der
schriftlichen und verbindlichen Kommunikation großen Wert beimessen.
Bevor wir ein oder u.U. zwei Tage in unseren Terminplänen für das
Treffen mit Ihrem Ausschuss freimachen, möchte ich daher sehr freundlich
um eine Antwort insbesondere auf die in meinem Brief gestellte Frage bitten.

Mit freundlichen Grüßen
Karsten Rincke